Erzaehlungen.

Vatertag (1964)
"An Himmelfahrt steht der Himmel ganz offen, damit der Herr Jesus hinauffahren kann", sagte Fräulein Schrader und malte mit weißer Kreide einen Heiland mit langem Kleid an die Tafel, der auf einer weißen Wolke stand ...mehr ...

Lucie (1965)
Sie stand einfach im Wind, ohne Flügelschlag, in sanftem auf und ab. Die Häuser lagen tief unten, Majorette-Autos fuhren auf Spielzeugstraßen herum, mittendrin regelte ein erbsengroßer Polizist den Verkehr. Sie drehte leicht den Kopf auf der Suche nach Futter. Dann ein kurzer, heiserer Schrei ...mehr ...

 

Folgende Erzählungen sind unter dem Titel "Wassermusik für Frau Bercelius", 2006 im Echo Verlag Zweibrücken erschienen:

Hoinerisch
Der Blockwart war abgeschafft. Aber was, wenn zwei Außenseiter sich zusammentun und die "gesunde" Ordnung der Dinge durcheinanderbringen? War die kleinbürgerliche Welt doch nach dem großen Zusammenbruch gerade wieder ins Lot gekommen. Läuft schon wieder etwas verkehrt? Das könnte niemand aushalten. Außerdem: alles war ja auch nicht falsch gewesen. Deshalb kann den beiden auch keiner mehr helfen.

Anpfiff
"Irgendwas machen wir mal, und dann kommen wir ganz groß raus". Die Träume der rock n ´roll Generation, geträumt in der westdeutschen Provinz, stoßen sich hart an der Wirklichkeit des restaurativen Klimas in Dreiviertelland, das Teile seiner Identität ebenso verdrängt wie das Beste am menschlichen Gefühlsleben.

Pfalzbau
Ein Verkehrsknotenpunkt mitten in der Stadt. Hier kommt mehr zusammen als nur Bahnen und Busse. Deren Begegnung, deren Fahrpläne und Rhythmen prägen auch den Verkehr der Menschen, die sich der "Weisheit" solcher Abläufe immer schon unterwerfen, ohne es zu hinterfragen. Dass der Pfalzbau daneben auch eine Kino beherbergt, macht alles noch unvermeidlicher.

Bercelius
Wie aus Freundschaft Enttäuschung, aus Befremdung Vertrautes und aus Vertrautem Beängstigendes wird, beschreibt diese Geschichte eines Freundeskreises, der in die 68er Zeit eingewoben ist und in einem Alptraum endet, aus dem es nur einen Ausweg zu geben scheint.

Am Rosenmontag
Eigentlich eine Unverschämtheit, sich ausgerechnet am Rosenmontag vom Dach auf die Straße zu stürzen, wo der Karnevalsumzug gleich kommt. Selbstmörder sind rücksichtslose Leute, obwohl, man lernt auch dazu. Man hat früh schon dazu gelernt: von prügelnden Vätern, Lehrern, beim Boxkampf und mit den Frauen, die sich nicht immer so ins Bild fügen wie vorgesehen.

Slavka
Ein altes Haus lebt. Es klingt und atmet und flüstert, weil es übervoll ist an Erlebnissen, die frühere Generationen hineingelebt haben. Das kann man nicht einfach im Bauschuttcontainer entsorgen. Ebenso wenig wie die Menschen, die darin wohnten und vor allem die Erinnerungen. Alexander kehrt ins Prag der Nachwendezeit zurück und erlebt eine Welt, die sich selbst entsorgen will. Wie soll man das ertragen?

Fieber
Es war nichts Besonderes an dem Job, das haben hundert andere auch gemacht. Manche haben sich eine goldene Nase verdient, andere haben draufgezahlt, mache sind dabei geblieben. Viele haben das Geld schneller durchgebracht, als es verdient war. Zwei Freunde wagen sich ins wilde Kurdistan und stecken unversehens in Schwierigkeiten, wie sie Leute bekommen, die nie genug kriegen können.